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Indien, ein Land alter Traditionen und kultureller Vielfalt, ist auch die Wiege einer einzigartigen Expertise im natürlichen Färben. Seit Jahrhunderten beherrschen indische Kunsthandwerker die Kunst, Pflanzen, Wurzeln, Rinde und Mineralien in eine Palette satter, leuchtender Farben zu verwandeln, die Textilien mit unvergleichlicher Intensität und Tiefe zieren. Jede durch natürliches Färben gewonnene Farbe ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, der Geduld, Präzision und Respekt vor der Natur vereint.
Schwarz: ein subtiles Spiel aus Rinde und Eisen
Schwarz mit natürlichen Farbstoffen zu erzielen, ist eine Herausforderung, da diese Farbe mehrere Schritte und die perfekte Beherrschung natürlicher chemischer Reaktionen erfordert. In Indien wird Schwarz traditionell durch die Kombination von natürlichen Tanninen aus Baumrinde, beispielsweise der von Akazien, und Eisensalzen hergestellt. Akazien sind reich an Tanninen, die in Verbindung mit Eisen (oft in Form von rostigen Eisenstücken) eine chemische Reaktion auslösen, die dunkle Farbtöne von Grau bis Tiefschwarz erzeugt. Kunsthandwerker können den Schwarzton zudem intensivieren, indem sie den Stoff mehreren Färbezyklen aussetzen und die Anteile von Eisen und Tanninen anpassen. Dieser Prozess erfordert großes Fachwissen, da jeder Schritt die Farbintensität und -tiefe beeinflusst.
Indigoblau: Die Magie der Indigopflanze
Indigoblau ist wohl eine der bekanntesten Farben Indiens und berühmt für seine Leuchtkraft und Langlebigkeit. Dieses tiefe Blau wird aus den Blättern der Indigopflanze ( Indigofera tinctoria ) gewonnen, die seit Jahrtausenden in Indien angebaut wird. Im Gegensatz zu anderen Farbstoffen ist Indigo nicht wasserlöslich. Daher werden die Blätter fermentiert, um den Farbstoff Indican zu extrahieren, der anschließend zu einem Farbbad reduziert wird.
Der Indigofärbeprozess ist faszinierend: Der Stoff erscheint im Farbbad zunächst grünlich-gelb. Erst an der Luft entfaltet sich die Magie: Durch Oxidation verändert sich die Farbe und das charakteristische Blau kommt zum Vorschein. Um eine stärkere Farbintensität zu erzielen, sind mehrere Farbtauchgänge erforderlich, die jedes indigogefärbte Stück zu einem Unikat machen.
Leuchtendes Rot: Die Energie von Krapp und Annatto
Rot, die Farbe der Leidenschaft und Vitalität, wird traditionell aus Pflanzen wie Krapp ( Rubia cordifolia ) und Annatto ( Bixa orellana ) gewonnen. Krapp, eine seit der Antike verwendete Wurzel, liefert einen tiefroten Farbstoff. Um den Farbstoff zu extrahieren, werden die Wurzeln geerntet, getrocknet und anschließend gemahlen, bevor sie in Wasser gekocht werden, wodurch ihre Pigmente freigesetzt werden.
Annatto hingegen ist ein Strauch, dessen Samen reich an Carotinoiden sind. Aus den gemahlenen Samen entsteht ein orangeroter Farbstoff, der sowohl für Textilien als auch für Körperbemalungen verwendet wird. Diese Färbeprozesse werden oft mit Beizen wie Alaun kombiniert, um die Farbe zu fixieren und ihre Haltbarkeit zu gewährleisten.
Grün: die Verschmelzung von Blau und Gelb
Um mit natürlichen Farbstoffen ein leuchtendes Grün zu erzielen, bedarf es geschickter Farbkombinationen. Grün entsteht oft durch die Kombination von Indigoblau mit einem gelben Farbstoff, der aus Pflanzen wie Granatapfel oder Kurkuma gewonnen wird. Durch die Zugabe von Blau zum gelben Farbstoff entstehen verschiedene Grüntöne von Hellgrün bis Dunkelgrün.
Auch die Blätter bestimmter Pflanzen, wie Neem oder Henna, können je nach Extraktionsverfahren und verwendeten Beizen grüne Farbtöne erzeugen. Der Prozess erfordert ein gründliches Verständnis der Proportionen und Anwendungstechniken, um eine reine und leuchtende Farbe zu gewährleisten.
Goldgelb: die Leuchtkraft von Kurkuma und Granatapfel
Gelb, ein Symbol für Licht und Wohlstand, wird traditionell aus Kurkuma und Granatapfelschalen hergestellt. Kurkuma, eine für ihre medizinischen Eigenschaften bekannte Wurzel, ergibt einen leuchtend gelben Farbstoff. Dieser Farbstoff ist jedoch relativ empfindlich, da er durch Sonneneinstrahlung schnell zerfallen kann. Daher verwenden Handwerker oft natürliche Beizen wie Alaun, um die Stabilität des Pigments zu verbessern.
Granatapfelschalen, reich an Tanninen, erzeugen je nach Konzentration und Haltbarkeit des Farbstoffs Farbtöne von Hellgelb bis Goldbraun. Durch die Kombination dieser beiden Quellen erzielen indische Kunsthandwerker eine breite Palette lebendiger, warmer Gelbtöne.
Braun- und Orangetöne: Schätze der Erde
Braun und Orange, erdige und beruhigende Farben, werden aus verschiedenen natürlichen Quellen gewonnen. Die Rinde von Bäumen wie Akazie und Kattha (aus Akazienholz gewonnen) erzeugt satte Brauntöne, die häufig für traditionelle Textilien verwendet werden.
Um orange Farbtöne zu erzielen, werden Pflanzen wie Annatto oder Kurkuma verwendet. Annatto erzeugt, wie bereits erwähnt, ein leuchtendes, warmes Orange, während Kurkuma weichere, hellere Töne erzeugt.
Traditionelles Know-how im Dienste der Umwelt
Indische Naturfarben sind nicht nur ein Fest der Farben, sondern auch eine Hommage an die Natur. Im Gegensatz zu synthetischen Farbstoffen, die Wasser und Luft verschmutzen, werden für Naturfarben erneuerbare und biologisch abbaubare Ressourcen verwendet. Die Pigmente werden aus nachhaltig angebauten Pflanzen gewonnen, und die Rückstände können oft ohne negative Auswirkungen wieder in den Boden eingearbeitet werden.
Durch die Verwendung lokaler Pflanzen, natürlicher Beizen und umweltfreundlicher Verfahren bewahren indische Färber nicht nur jahrhundertealtes Know-how, sondern schützen auch die Umwelt und bieten gleichzeitig ungiftige und hautfreundliche Produkte an.
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